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"Ignorieren” kann dein digitaler Lebensretter sein – aber nur, wenn du es richtig machst.

Aktualisiert: 23. Aug.

Letzten Sonntag: Ich sitze mit meinem Kaffee, das Handy auf dem Tisch – und plötzlich vibriert es. Eine WhatsApp-Nachricht. Absender: eine peruanische Nummer, kein Kontakt gespeichert, aber mit Firmenlogo und als „Unternehmensprofil“ gekennzeichnet.

„Im Anhang finden Sie den Zahlungsnachweis, der die offene Rechnung begleicht. Vielen Dank.“

Darunter hängt eine Datei:

📎 INVOICE.pdf – also auf Deutsch: RECHNUNG.pdf


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🧠 Aber mein erster Gedanke war nicht:

„Hab ich was vergessen?“

Sondern sofort:

„Oh, das ist gefährlich.“

Denn ich habe ein geschultes Auge – und ich sah es in der ersten Sekunde:

• Die Nummer war unbekannt

• Sie kam aus dem Ausland

• Der Text war vage (allgemein, unklar) und unpersönlich

• Die Datei sah aus wie ein PDF, war aber in Wahrheit eine .html-Datei (eine Internetseite, kein Dokument)



Und genau das ist der Trick:

Kriminelle versuchen nicht, dich zu überreden – sie versuchen, dich aus Neugier klicken zu lassen.„Mal schauen, was auf dem PDF steht“, wäre der Gedanke einiger Leute.




📌 Was wäre passiert, wenn ich draufgeklickt hätte?

Die .html-Datei hätte sich im Browser (Internetprogramm wie Safari, Chrome, Firefox) geöffnet – am Handy oder PC. Und dann?

• Eine gefälschte Seite hätte mich vielleicht aufgefordert, meine E-Mail-Adresse oder Bankdaten einzugeben.

• Oder sie hätte versucht, ein schädliches Programm (Malware, also Schadsoftware) auf mein Gerät zu bringen.

• Oder mich mit einem sogenannten Phishing-Formular (gefälschtes Eingabeformular, das Daten klaut) dazu gebracht, Login-Daten (Benutzername + Passwort) einzugeben.

Ein einziger Klick – und der Schaden wäre real.


🧠 Warum ich’s nicht geöffnet habe?

Weil ich über die Jahre gelernt habe, dass der wichtigste Schutz im digitalen Alltag nicht ein Antivirusprogramm ist – sondern etwas viel Einfacheres und Wichtigeres:

Gezieltes Ignorieren.

Aber Achtung: Ignorieren ist nicht gleich Ignorieren. Genau da liegt der Knackpunkt (die entscheidende Stelle).


🚦 Es gibt zwei Arten von „Ignorieren“ – und nur eine ist gut

1. Gesundes Ignorieren: Das schützt dich

👉 Du bekommst eine Nachricht von einer fremden Nummer👉 Mit vagen Angaben wie „Zahlung“, „Rechnung“, „Bestätigung“👉 Eine Datei ist angehängt, die du nicht erwartet hast👉 Du kennst den Absender nicht – und hast nichts bestellt👉 Da steht was von .html (eine Internet-Datei, keine Rechnung)

➡️ Hier ist Ignorieren der richtige Reflex.

Denn: Deine Neugier ist genau das, worauf Betrüger setzen.

Sie wissen, dass du:

• höflich sein willst• nichts verpassen willst• schnell „mal reinschaust“

Gerade wir Schweizer – ein sehr höfliches Volk – sind hier eine besonders lohnenswerte Zielgruppe.

Aber genau dieses Verhalten führt direkt in die Falle.


2. Gefährliches Ignorieren: Das schadet dir

Die andere Seite des Problems:Wir ignorieren oft die falschen Dinge.

Zum Beispiel:

• Eine echte Warnmeldung deiner Bank: „Unbekannter Login-Versuch.“• Ein wichtiges Sicherheitsupdate (eine Software-Aktualisierung, die Lücken schließt) auf deinem Handy• Eine Nachricht deiner E-Mail-Plattform: „Ihr Passwort wurde möglicherweise kompromittiert“ (kompromittiert = unsicher geworden, evtl. gestohlen)• Eine Aufforderung, deine Zwei-Faktor-Authentifizierung (eine zusätzliche Sicherheitsprüfung beim Login) zu aktivieren

➡️ Hier wäre Reagieren wichtig.

Doch viele ignorieren das – aus Bequemlichkeit, Unsicherheit oder „weil’s grad nicht passt“.Und genau das ist die gefährlichere Form von Ignoranz (Nichtbeachtung).



🇨🇭 Und für uns in der Schweiz gilt ganz klar:

Wichtige Dinge kommen fast immer per Post.

• Betreibungen

• Steuerbescheide

• Rechnungen von Behörden

• Offizielle Mitteilungen

👉 Wenn es wirklich dringend ist, bekommst du einen Brief, nicht eine WhatsApp-Nachricht aus Peru.

Und selbst wenn mal eine Betreibung kommt:Man kann reagieren, Einspruch einlegen, sich beraten lassen. Aber bei einem Betrug – ist das Geld oft weg. Und keiner hilft dir mehr.


🎯 Fazit: “Ich schau nur schnell” kann teuer werden

Das größte Sicherheitsrisiko ist nicht dein Handy oder dein PC – sondern der Impuls in deinem Kopf, der sagt:

„Ich will nur wissen, was es ist.“

Also trainiere stattdessen:

• Die innere Bremse

• Das gesunde Ignorieren

• Die Fähigkeit, zwischen echter Gefahr und echter Verantwortung zu unterscheiden


🛡 Tipps für dein digitales Bauchgefühl

❌ Unbekannte Nummer? Nicht antworten.

❌ Dateianhang? Nur öffnen, wenn du ihn erwartest.

❌ Komische Sprache oder unpersönlich? Wahrscheinlich automatisiert (von einem Computer erstellt).

✅ Updates? Sofort machen.

✅ Warnungen von echten Diensten? Prüfen – aber nicht über Links, sondern direkt auf der offiziellen Webseite.

✅ Unsicher? Frag jemanden, der sich auskennt – oder schau auf itgenossen.ch.


💬 Meine Botschaft an dich

Wir leben nicht mehr in der Zeit, in der man automatisch auf jede Nachricht reagiert.Wir dürfen – und müssen – lernen, bewusst zu ignorieren.

Aber nicht alles. Und nicht überall.

Das eine Ignorieren schützt dich.Das andere Ignorieren bringt dich in Gefahr.

Trainiere den Unterschied.Sprich mit deinen Mitmenschen darüber.Und gib dieses Wissen weiter.

Denn digitale Sicherheit beginnt nicht am Gerät – sondern im Kopf.


🗣 Noch ein kleiner Nachtrag – Thema Anrufe:

Ach ja – und wenn wir schon beim Thema sind:Auch Anrufe von unbekannten Nummern – selbst wenn du schon drangegangen bist – kannst du einfach abbrechen, sobald du spürst:

Da kommt jetzt nur Quatsch, oder das Gefühl ist einfach falsch.

Dann gilt: Leg einfach auf.

Diese Regel ist ganz simpel:

Wenn du weitersprichst, wird’s nur schlimmer.

Du bist nicht verantwortlich.Und es hat niemand das Recht, dir deine Zeit zu stehlen.

Also: Auflegen. Punkt.


📣 Die besten Tipps & Tricks, wie man mit Werbeanrufen & Co. umgeht, gibt’s bald in einem neuen Blogpost.

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